Die Kariesinfiltration

Sensationelle Nachrichten für Patienten mit Karies im Anfangsstadium. Früh genug erkannt, kann Karies mit der mikroinvasiven Kariesinfiltration ohne Bohren behandelt werden. Wir zeigen Ihnen, wie eine Behandlung abläuft und wann diese angewendet werden kann.
Wichtig sind daher regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt, so kann Karies verhindert werden. Denn gerade im Anfangsstadium lässt sich dieser Prozess sehr gut stoppen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine mikroinvasive Kariesinfiltration?
- Die Kariesdiagnose
- Wann ist die Kariesinfiltration zur Behandlung geeignet?
- Wann ist die Kariesinfiltration nicht geeignet?
- Ablauf einer Kariesinfiltration
- Anwendungsfälle zur Kariesinfiltration
- Kariesinfiltration – Die Vorteile im Überblick
- Fragen und Antworten
Was ist eine mikroinvasive Kariesinfiltration?
Die mikroinvasive Kariesinfiltration ist ein innovatives System zur Kariesbehandlung im Frühstadium ohne „Bohren“ und ohne Füllung. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Charité Berlin und der Universitätsklinik Kiel hat das Hamburger Unternehmen DMG Dental-Material Gesellschaft das patentierte Behandlungsverfahren entwickelt. In die Zahnmedizin eingeführt wurde das Verfahren im Jahre 2009 unter dem Handelsnamen Icon® (DMG, Hamburg). Man spricht auch vom „Infiltration Concept“, abgekürzt Icon.
Die Icon® Methode
Das Prinzip: Durch Behandlung des Zahnschmelzes mit einer speziellen Säure werden die “Poren” des kariösen Zahnschmelzes geöffnet. Anschließend wird ein dünnfließender Kunststoff aufgetragen, der in die Tiefe des Zahnes eindringt und dann ausgehärtet wird. Die gute Nachricht dazu für die Patienten: Es wird keine gesunde Zahnsubstanz unnötig geopfert, die beginnende Karies kann ganz ohne den Einsatz eines Bohrers gestoppt werden. Die Behandlung ist schonend und schmerzfrei und es ist nur ein Zahnarzttermin nötig.
Die Kariesdiagnose
Wenn Ihr Zahnarzt das Gebiss auf Kariesbefall untersucht, dann ist gleichzeitig abzuklären, in welchem Stadium eine Karieserkrankung ist, denn davon hängt die Art der Behandlung ab.
Bei der beginnenden Karies (Initialkaries) greifen schädigende Säuren den Zahnschmelz an und lösen Mineralien heraus. Dies nennt man Entmineralisierung. Der Zahn wird porös. Erste Symptome sind häufig weißliche Farbveränderungen (White Spot) an der Oberfläche des Zahns, die man z.B. besonders gut an den Glattflächen der Frontzähne sieht.
Da eine Karieserkrankung im frühen Stadium meist schwer zu erkennen ist und Zahnzwischenräume schlecht einsehbar sind, können Röntgenaufnahmen hilfreich sein. Daneben gibt es noch weitere, moderne Methoden, die auch für diejenigen Patienten geeignet sind, bei denen keine Röntgenaufnahmen durchgeführt werden sollen (z.B. Schwangere).
Das ist z.B. eine Kaltlichtsonde, die ein sehr helles Licht erzeugt und die Zahnhartsubstanz „durchleuchtet“. Daneben gibt es die Laserfluoreszenzmessung. Trifft das Licht des Lasers eine kariöse Stelle am Zahn, dann gibt das Gerät ein hörbares Signal ab.
So kann der Zahnarzt jede Art von Kariesbefall, auch im Frühstadium und in schlecht einsehbaren Zahnzwischenräumen feststellen.
Wann ist die Kariesinfiltration zur Behandlung geeignet?
Die Kariesinfiltration ist nur möglich, solange sich Karies noch im Anfangsstadium befindet (Initialkaries) und die Zahnhartsubstanz noch intakt ist. Das bedeutet, es darf noch kein „Loch“ im Zahn entstanden sein. Man kann sagen, dass die Infiltrationsbehandlung die Lücke schließt zwischen der Prävention (z.B. durch Fluoridieren) und dem Füllen des Zahns (z.B. mit Komposit Füllungen oder einem Inlay).
Eine Indikation für die Kariesbehandlung ist konkret gegeben, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
- Die zu behandelnde Kariesstelle muss vom Zahnschmelz umgrenzt sein
- Die Kariesstelle darf nicht an das Dentin heranreichen
- Die Kariesdefekte (sogenannte kariöse Läsionen) dürfen laut Röntgenbefund maximal in das äußerste Drittel des Zahnbeins vorgedrungen sein (der Zahnarzt bezeichnet dieses Kariesstadium als D1-Läsionen)
Wann ist die Kariesinfiltration nicht geeignet?
Handelt es sich dagegen um eine fortgeschrittene Karies, bei der die Zahnsubstanz bereits stark geschädigt ist, dann bleibt nur die klassische Therapie mit Bohrer und Füllungen.
Eine Kontraindikation gilt z.B. für folgende Fälle:
Bei einer tiefen Karies bzw. Wurzelkaries, die bereits in das zweite und dritte Drittel des Zahnbeins (Dentin) eingedrungen ist (sogenannte D2- und D3- Läsionen), sowie bei einer Zahnhalskaries, kann die Kariesinfiltration nicht als Behandlungsmethode eingesetzt werden.
Der Grund: Die Icon Methode ist auf das Infiltrieren von Zahnschmelz abgestimmt. Dentin lässt sich nicht mit der Infiltration von flüssigem Kunststoff behandeln, da es weicher ist und eine andere Struktur hat.
Ablauf einer Kariesinfiltration
- Vorbereitend wird der Zahn mit Polierpaste und Zahnseide gereinigt.
- Anschließend wird ein sogenannter Kofferdamm angelegt. Dies ist eine Art Spanngummi, der um die zu behandelnden Zähne herum gelegt wird, um diese vom restlichen Mundraum abzuschirmen. Somit wird das Zahnfleisch geschützt und es wird verhindert, dass Speichel an die zu behandelnden Zahnstellen gelangt.
- Um den Zahnzwischenraum zu behandeln, der von Kariesstellen betroffen ist, werden die Zähne sanft mit einem kleinen Keilchen etwas auseinandergedrängt
- Anschließend wird mit einem speziellen Applikatorsystem (mit Hilfe von hauchdünnen Folien) Ätzgel an den zu behandelnden kariösen Teil des Zahns aufgetragen.
- Bei dem verwendeten Ätzgel handelt es sich um ein 15%-iges Salzsäure-Gel. Es ist so entwickelt worden, dass es nur die Kariesstellen angreift. Zähne und Zahnfleisch bleiben davon unbeschadet.
- Das Gel verbleibt etwa zwei Minuten lang auf der porösen Stelle des Zahns. Durch das Ätzgel öffnen sich die Poren des von Karies befallenen Zahnschmelzes.
- Nach der Einwirkzeit wird der behandelte Bereich gründlich abgespült und gut mit Luft oder Alkohol getrocknet.
- Nun wird der dünnflüssige Kunststoff, der sogenannte Infiltrant, auf die entsprechenden Stellen aufgetragen und füllt den Zahnschmelz auf. Der Kunststoff dringt dabei selbst in die kleinsten Hohlräume ein und verschließt den Zahn von innen.
- Dann werden die Kunststoffüberschüsse mit Luft und Zahnseide entfernt.
- Nun folgt die Aushärtung des Kunststoffs mit UV Licht (Lichtpolymerisation) für 40 Sekunden.
- Der Vorgang wird nun noch einmal wiederholt: Infiltration, Überschussentfernung und Polymerisation mit Licht.
- Abschließend wird der Zahn poliert – fertig.
- Nun können schadhafte Säuren nicht mehr in den Zahn eindringen der Karies ist gestoppt.
- Hinzu kommt ein ästhetischer Effekt: Nach der Infiltration der kariösen Läsion sind die behandelten Zähne wieder so weiß wie vor dem Kariesbefall, da das Ätzgel die kariösen Verfärbungen komplett entfernt hat.
Anwendungsfälle zur Kariesinfiltration
Bei der Kariesinfiltration unterscheidet man zwischen der approximalen (Zahnmedizinisch: der Zahnzwischenraum) und der verstibulären Methode (Zahnmedizinisch: Zahnfläche die nach außen zeigt).
Anwendung in den Zahnzwischenräumen (Approximale Methode)
Besonders gefährdet für Kariesangriffe sind die Zahnzwischenräume, da diese häufig nicht gut gereinigt werden können. Diese schwer zugänglichen Kariesstellen in Zahnzwischenräumen (sogenannte approximale Läsionen) lassen sich mit der Infiltration sehr gut behandeln – ohne Bohren!
Das bedeutet zugleich: Gesunde Zahnsubstanz muss nicht unnötig geopfert werden.
Anwendung auf den Glattflächen der Zähne (Vestibuläre Methode)
Die vestibuläre Methode wird dazu verwendet, um Karies auf der Glattfläche eines Zahnes zu entfernen. Damit werden die sogenannten „White Spots“ (kreidig-weiße Veränderungen auf den Zahnflächen) bekämpft, die das Frühstadium einer Karieserkrankung signalisieren. Gut sichtbar sind diese Flecken z.B. an den Frontzähnen.
Der Infiltrationskunststoff hat dabei einen doppelten Effekt: Karies wird gestoppt und gleichzeitig bekommt die Zahnoberfläche ihre natürlich schöne, gleichmäßig weiße Farbe zurück, weil der Kunststoff das Licht ähnlich reflektiert wie der natürliche Zahnschmelz.
Entfernen weißer Flecken nach dem Tragen von festsitzenden Zahnspangen
Patienten, die z.B. festsitzende Zahnspangen (Brackets) getragen haben, leiden nach deren Entfernung oft unter unschönen White Spots. Die weißen Veränderungen im Zahnschmelz deuten darauf hin, dass dieser unter den aufgeklebten Brackets einer festsitzenden Spange gelitten hat. In der Regel können diese weißen Stellen mit der Infiltration innerhalb einer Sitzung schonend beseitigt werden.
Wo hilft die Kariesinfiltration außerdem?
Die Behandlungsmethode kann in bestimmten Fällen auch bei Fluorosen oder Hypomineralisationen (an Frontzähnen) angewendet werden: Von einer Fluorose spricht man, wenn im Kindesalter nach den Milchzähnen die bleibenden Zähne aufgrund zu hoher Fluoridzufuhr mit weißen Flecken aus dem Kiefer wachsen. Der Zahnschmelz ist an diesen Stellen nicht so belastbar und kann sich gegen schädliche Säuren nicht ausreichend wehren. Die Infiltration hilft doppelt: Die Zähne werden geschützt und die Flecken und Verfärbungen beseitigt.
Bei Hypomineralisationen (auch Kreidezähne genannt) sind Zähne häufig porös, verfärbt und deutlich kariesanfälliger und müssen ebenfalls schon frühzeitig zahnärztlich behandelt werden.
Kariesinfiltration – Die Vorteile im Überblick
Das Icon Verfahren ist eine schonende Behandlungsmethode zur Kariesentfernung mit gleichzeitiger Entfernung von White Spots auf den Zahnoberflächen. Sie bietet die folgendem Vorteile:
- Innovative Behandlung in schonender Weise ohne Schmerzen
- Es ist kein Bohren und keine Betäubung notwendig
- Behandlung in nur einer Sitzung
- Beginnende Karies (Initialkaries) wird gestoppt
- Zahnerhaltung: Gesunde Zahnsubstanz wird geschont
- Ästhetisches Ergebnis: Die Kunststoff-Infiltration ist nicht sichtbar und optisch dem natürlichen Zahnschmelz sehr ähnlich
- Kostenübernahme durch Zahnzusatzversicherung
Fragen und Antworten
Was unterscheidet die Kariesinfiltration von der Füllungstherapie?
Bei einer Füllung muss vorher gebohrt und gesunde Zahnsubstanz entfernt werden. Die Kariesinfiltration hingegen erspart das Bohren und erhält damit auch gesunde Teile eines Zahns. Man könnte die Methode als Mischung aus Prophylaxe und Zahnbehandlung gegen Karies bezeichnen.
Ist die Entwicklung der Karies jedoch schon fortgeschritten, kann die Icon Methode nicht mehr angewendet werden, denn sie funktioniert nur im Anfangsstadium. Dies kann der Zahnarzt auf einem Röntgenbild gut erkennen. Ist die Erkrankung bereits darüber hinaus fortgeschritten, muss die Versorgung mit einer Füllung angewendet werden.
Ist es sicher, dass sich Karies nach der Kariesinfiltration nicht weiterentwickelt?
Die Methode der Kariesinfiltration ist zudem in zahlreichen Studien untersucht worden. Dabei wurden die Ergebnisse der Behandlung als sehr positiv beschrieben. Die Erfolgsrate von 80 % bis 90 % ist gleichwertig zur Behandlung mit einer Füllung. Die Karies kann durch den Kunststoff-Infiltrant für mindestens fünf Jahre am Fortschreiten gehindert werden.
Muss bei der Kariesinfiltration örtlich betäubt werden?
Wird die Kariesinfiltration in jeder Zahnarztpraxis angeboten?
Was kostet die Kariesinfiltration?
Soll die Oberseite des Zahns mit Spezialgel behandelt werden, fallen Kosten von etwa 80 bis 100 Euro an. Etwas teurer ist die Infiltrationsbehandlung von Zahnzwischenräumen. Hier kostet eine Behandlung mit der Methode rund 120 Euro.