Dr. Stephan Ziegler, Geschäftsführender Gründungspartner der Berliner Zahnarztpraxis KU64

Dr. Stephan Ziegler ist Gründer der Zahnarztpraxis KU64 in Berlin.

In unserem neuesten Zahnarzt-Interview haben wir ein interessantes Gespräch mit Dr. Stephan Ziegler geführt. In seinem großen Berliner Praxisverbund KU64 setzt er nicht nur besondere Designakzente. Dank einer speziellen Atmosphäre, die alle Sinne der kleinen und großen Patienten ansprechen soll, lassen er und seine Kollegen Zahnarztangst gar nicht erst aufkommen. Zusätzlich ist die Zahnästhetik eines seiner zahlreichen Steckenpferde. Begeistert hat er uns von all den Möglichkeiten erzählt, die heutzutage mit Veneers möglich sind. Wir wünschen viel Genuss beim Lesen!

Herr Dr. Ziegler, ist die Größe einer Zahnarztpraxis heute entscheidend für eine gute und umfassende Behandlung?

Die Größe selbst ist natürlich nicht entscheidend. Ganz wichtig ist uns aber das Thema Spezialisierung. Durch unsere Größe können wir ganz andere Sachen machen, die in einer kleinen Praxis so nicht möglich sind. Wir sind im Berliner Zentrum, da sucht man vielleicht weniger einen Zahnarzt, der versucht, alles zu können. Da ist eher jemand gefragt, der ein sehr spezielles, aktuelles Problem richtig gut beherrscht. Wir haben für alles Spezialisten und Spezialgeräte. Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Praxis. Das kann man nur anbieten, wenn man eine bestimmte Praxisgröße hat. 

Ihre Behandlungsräume ließen Sie als Dünenlandschaft konstruieren – Warum ist Ihnen eine außergewöhnliche Atmosphäre und Design so wichtig?

Eigentlich wäre ich auch gerne Architekt geworden. Basteln und gestalten hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Viele Patienten erkennen übrigens eher ein Raumschiff statt der geplanten Dünenlandschaft. Das ist aber auch in Ordnung. Es war mir wichtig, dass es nicht wie eine Zahnarztpraxis aussehen darf. Und an diese Vorgabe haben sich die Architekten gehalten. 

Dr. Ziegler im Behandlungszimmer

Dr. Stephan Ziegler legt viel Wert auf außergewöhnliches Praxisdesign. (Fotocredit KU64)

Welche Philosophie steckt hinter diesem außergewöhnlichem Praxis-Design?

Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Zahnarzt. Das Wartezimmer ist voll, Sie hören Bohrgeräusche und riechen Desinfektionsmittel – da kriegt doch der Hartgesottenste ein wenig Angst, oder? Unser Ziel ist es, diese Gefühle gar nicht aufkommen zu lassen. Das lässt sich alles steuern, indem wir alle Sinne richtig ansprechen. 

In unserem Wartezimmer hört man garantiert keinerlei Bohrgeräusche. Desinfektionsmittel werden natürlich verwendet, aber die übertünchen wir mit angenehmeren Gerüchen. Der Duft von frisch gemahlenem Kaffee aus unserer Gastro-Kaffeemaschine verbreitet gleich eine ganz andere Atmosphäre. Und mit dem Geräusch von frisch aufgeschäumter Milch fühlt man sich wie in einem schönen Café. Dafür ist dieses Design extrem gut. 

Das außergewöhnliche Design der Praxis KU64

Das Design soll Patienten und Mitarbeiter nicht an eine Zahnarztpraxis erinnern (Fotocredit: KU64.de/Axel Kammann)

In Ihrer Praxis spielt auch die Zahnästhetik wie Veneers eine wichtige Rolle. Was sind Veneers?

Veneers sind Verblendschalen aus Keramik oder Kunststoff, so hauchdünn wie ein Fingernagel. Veneers aus Kunststoff sind deutlich preiswerter, als aus Keramik. Sie sehen toll aus, aber mit der Zeit wird der Kunststoff stumpf. Er verliert seinen Glanz und fängt an, sich zu verfärben. Bei der Keramik verfärbt sich nichts, selbst wenn Sie jeden Abend ein Glas Rotwein trinken. An Keramik haften sogar deutlich weniger Pigmente, als an der natürlichen Zahnsubstanz, da die Oberfläche total glatt ist.

Welche Veneersarten bieten Sie an?

Wir bieten Prep Veneers oder Non-Prep Veneers an. Bei Prep-Veneers werden die Zähne präpariert, bei Non-Prep Veneers ist das nicht notwendig. Ich muss den Zahn also nicht anschleifen, das ist der Vorteil der Non-Prep Variante. Das funktioniert aber nur, wenn die Zähne zu klein, lückenhaft oder zu kurz sind. In allen anderen Fällen muss ich vorher etwas wegschleifen. Ansonsten würden die Zähne unförmig oder zu lang werden. Ein Veneers ist zwar nur 0,4 mm dick, aber diese Schichtstärke muss man eben vorher abtragen. Nur so kann es am Ende ein tolles Ergebnis werden.

Gebiss einer Bruxismus Erkrankung

Veneers verschaffen zu einem wunderschönen Lächeln

Ein schönes Vorher-Nachher-Beispiel für eine Versorgung mit Veneers bei KU64 (Copyright: KU64)

Für welche Thematiken sind Veneers eine mögliche Lösung?

Mit Veneers hat man wirklich tolle Möglichkeiten. Bevor dieser Verbundmechanismus erfunden wurde, hat man in der Vergangenheit oft Kronen gemacht. Kronen verursachen aber ungemein mehr Beschleiftrauma. Der Zahn braucht viel mehr Zeit, um sich zu erholen. Bei Veneers beschleift man maximal 10% von dem, was man für eine Krone beschleifen würde. Veneers sind nahezu risikofrei, man braucht sich also keine Sorgen zu machen, dass irgendetwas schief gehen könnte. 

Veneers können also auch medizinisch begründet sein?

Es gibt durchaus medizinisch begründete Fälle. Zum Beispiel wenn jemand explizit mit den Zähnen presst oder knirscht. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung knirscht gewohnheitsmäßig. Diese Erkrankung heißt Bruxismus und hat deutlich zugenommen. Das hat sicherlich mit zunehmendem Stress zu tun. Viele reagieren darauf, indem sie ein Problem nachts sozusagen nochmal durchkauen. Das passiert zwar unbewusst, aber diese Kräfte können erhebliche Schäden verursachen. Die dabei verlorengegangene Zahnsubstanz kann man durch Veneers sehr elegant wieder ersetzen. Das ist eine medizinische Indikation ganz klassischer Art. 

Außergewöhnlicher Behandlungsraum bei KU64

Jeder Behandlungsraum glänzt mit einer außergewöhnlichen Optik (Fotocredit: KU64.de/Tobias Hein)

Doch die Kosten für Veneers werden von der gesetzlichen Kasse nicht übernommen…

Das ist das Ärgerliche. Die gesetzlichen Krankenkassen erkennen diese Fälle zwar als medizinisch indiziert an, aber wenn der Zahn ansonsten keine medizinische Indikation wie Karies oder eine übergroße Füllung hat, werden die Kosten für Veneers noch nicht mal in einem bescheidenen Umfang übernommen. Dann kommen die Zahnzusatzversicherungen ins Spiel…  

Was passiert, wenn sich ein Patient für Veneers entschieden hat?

Zunächst ist eine richtige Analyse wichtig. In unserem hauseigenen Fotostudio machen wir hochauflösende Fotos. Mit unserem „Digital Smile Design“-Tool werden vorhandene Probleme aufgezeigt und halbautomatisch ausgewertet. Wir markieren die Probleme und besprechen sie mit den Patienten am Monitor. Nach einer Visualisierung der idealen Farbproportion wird ein Mock-up, eine Art Probezahnreihe aus Wachs oder Kunststoff erstellt. Das Mock-up setzt man auf die Zähne drauf und nimmt so das Ergebnis in einer einfachen Form vorweg. Davon machen wir erneut ein Foto und besprechen es gemeinsam mit dem Patienten und unserem Zahntechnikermeister. Das ist ein ganz wichtiger Spezialist in unserem Haus. So verhindern wir, dass wichtige Informationen und Wünsche der Patienten verloren gehen, die das Labor unbedingt vor Erstellung der Veneers wissen muss.

Gibt es Hindernisse (z.B. funktionell), wodurch Veneers schwierig umsetzbar sind?

Es geht zum Beispiel nicht, wenn ein Patient nur die Frontzähne machen lassen möchte, aber die Seitenzähne total herunter gekaut sind. Das wäre der programmierte Misserfolg. Dann muss erstmal der Biss korrigiert werden. Zunächst werden also die Seitenzähne angehoben und erst danach kann man die Front machen. Der Patient möchte es oft anders herum. Doch wenn der Patient mit den Zähnen knirscht, dann werden die Veneers richtiggehend herunter gekaut. Das wäre reine Zeit- und Geldverschwendung.

Das hauseigene Dentallabor von KU64

Das hochmoderne Dentallabor von KU64 (Fotocredit: KU64.de/Tobias Hein)

Gibt es irgendwelche Risiken für die Patienten? z.B. durch das notwendige Beschleifen der Zähne?

Beschleifen löst bei den Patienten keine Begeisterungsstürme aus. Aber um zu einem tollen Ergebnis zu kommen, geht es praktisch nie ganz ohne Beschleifen. Durch die Betäubung tut es zwar nicht weh, aber es wird ganz schön laut. Dagegen haben wir Noise Cancelling Kopfhörer, mit denen man Musik hören kann. Beim Beschleifen ist es wichtig, dass ordentlich gekühlt wird, sodass dabei kein Trauma entsteht. Und es darf nicht zu hochtourig gemacht werden. Mit dem Klassiker – der Zahnarztturbine – kann man am ehesten Schäden anrichten. Daher ist dieses Gerät hier verboten. Das kriegt man auch mit einem so genannten Schnell-Läufer hin – aber ohne dieses pfeifende und jaulende Geräusch. 

Bleiben die Veneers für immer drauf?

Das hängt davon ab, wie alt ein Patient ist. Wenn sich jemand mit 20 Jahren Veneers machen lässt, würde ich das nicht behaupten. Bei Patienten, die knirschen oder pressen, passiert schon mal, dass eine Ecke abbricht. In diesen Fällen kann man das betroffene Veneers entfernen, erneut abformen und neu anbringen. Ansonsten ist es durchaus realistisch, dass sie 20 bis 25 Jahre halten.

Ist eine spezielle Zahnpflege für Veneers notwendig?

Im Prinzip kann man sie behandeln, wie einen normalen Zahn. Aber für Bakterien sind die Ränder der Veneers immer eine interessante Lebenszone. Daher macht es Sinn, in der professionellen Zahnreinigung auf diese Randbereiche besonders gut einzugehen. Da kommt man zu Hause mit der Zahnbürste nicht so gut hin. Man kann also eine deutliche Lebensverlängerung der Veneers erreichen, wenn man sie regelmäßig professionell reinigen lässt. 

Der Mitarbeiterbereich von KU64

Die Mitarbeiter von KU64 sollen sich an ihren Arbeitsplatz pudelwohl fühlen (Fotocredit: KU64.de/Tobias Hein)

Was würden Sie sich wünschen oder gerne ändern, wenn Sie einen Wunsch frei hätten (von Branche/Politik/Patienten)?

Das mit den Veneers läuft tatsächlich richtig gut. Das ist mein persönliches Steckenpferd. Mit Veneers kann man mit einem minimal-invasivem Eingriff, eine tolle Zahnästhetik für ein wunderschönes Lächeln neu gestalten. Das macht mir Spaß. 

Was mir allerdings weniger gefällt, sind die vielen Regeln, die das Leben schwer machen. Alles wird immer komplizierter. Leute, die aus dem Ausland zu uns kommen, verstehen gar nicht, was für ein verrücktes System wir hier haben. Ich würde mir wirklich etwas Einfacheres wünschen. Und natürlich hätte ich auch gerne eine Gebührenordnung, die nicht nur alle zwanzig Jahre angepasst wird – sowohl medizinisch, als auch finanziell. 

Und zum Schluss noch etwas Praktisches: Für mich ist es völlig unverständlich, warum nicht alle Krankenversicherer zumindest eine Basis-Prophylaxe für alle Versicherten anbieten, die nichts extra kostet. Damit würden sie sich selbst einen Gefallen tun, weil man mit der Prophylaxe so viele Schäden verhindern kann. Es entwickelt sich zwar schon ein wenig in diese Richtung, aber noch zu halbherzig. Es müsste eigentlich umfangreicher und einheitlicher gemacht werden. Aktuell ist es viel zu kompliziert, bei jeder Kasse ist es anders und schwierig zu durchschauen. Am Ende ist das für die meisten einfach nur ungerecht.

Danke für das Gespräch, Herr Dr. Ziegler.

Verfasst von Sonja Zajontz
am 22. April 2022 unter Zahnärzte stellen sich vor.