Dr. Hinderk Ohling, Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt CMD und DROS-Schienentherapie

Doktor Hinderk Ohling ist Inhaber der Zahnarztpraxis Zahnärzte Am Kaiserplatz.

Wir trafen Herrn Dr. Hinderk Ohling in seiner Zahnarztpraxis im Münchner Stadtteil Schwabing zum persönlichen Interview. Bei diesem Gespräch durften wir sehr viel über die Themen „falscher Biss“ und CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) sowie über die DROS-Schienentherapie erfahren. Lesen Sie im nachfolgenden Interview mehr über dieses Diagnose-Verfahren und sowie über den Praxisalltag der Münchner Praxis Zahnärzte am Kaiserplatz.

Herr Dr. Ohling, wie ist Ihr Team aufgebaut?

Die Zahnärzte am Kaiserpatz sind seit über 30 Jahren im Herzen von Schwabing in der Kaiserstrasse. Meine Partnerin, Frau Dr. Maryam Ohling und ich leiten die Praxis und haben 10 Mitarbeiterinnen. Und nun kommt bald die nächste Generation dazu. Unsere Tochter Lilian arbeitet in der Münchner Zahnklinik und ist seit April 2021 zusätzlich bei uns tätig. Unser Sohn Niklas hat vor kurzem sein Studium der Zahnmedizin abgeschlossen und startet Anfang 2022 ebenfalls in unserer Praxis.

Zahnarzt Dr Hinderk Ohling bei der Behandlung.

Dr. Hinderk Ohling ist Spezialist für CMD und DROS-Schienentherapie. (Bildquelle: Zahnärzte am Kaiserplatz)

Auf was ist Ihre Praxis spezialisiert?

Mein Spezialgebiet ist die CMD Behandlung, dahingehend, dass ich versuche, durch ein standardisiertes Diagnostik- und Analyseverfahren, die Bedeutung der Okklusion (des Bisses) innerhalb dieses sehr komplexen Beschwerdebildes, herauszuarbeiten.

Schwerpunktmäßig bin ich für alle Fragen der Kronen- und Brückenprothetik, Veneers und damit der ästhetischen Zahnheilkunde zuständig. Zu diesen Themen bin ich als Referent innerhalb eines Fortbildungskonzepts tätig.

Inzwischen kommen auch Patienten aus dem Ausland zu uns, da sie von meinen Erfahrungen auf diesem Spezialgebiet gehört haben. Meine Partnerin konzentriert sich hingegen auf andere Themen wie etwa die Implantologie sowie auf den Zahnerhalt. Dazu zählen unter anderem Wurzelkanal- oder Parodontitisbehandlungen. 

Können Sie bitte kurz mit eigenen Worten erklären, um was es sich bei CMD handelt?

Im weiteren Sinne ist das ein muskuläres Fehlverhalten oder eine Überreaktion der Muskulatur, wenn deren Kompensationsfähigkeit bei einem falschen Biss überstiegen wird. Durch den falschen Biss werden die Kiefergelenke falsch positioniert.

Die Kiefermuskulatur kann eine Menge kompensieren, wenn im Biss etwas falsch ist. Sie kompensiert so lange, bis sie es nicht mehr schafft. Dann muss die Nackenmuskulatur die Kompensation übernehmen. So kann eine ganze Kettenreaktion bis hinunter zu den Füßen entstehen. Immer wenn es eine Stelle im Körper nicht mehr schafft, übernimmt die nächste Stelle die Kompensation. So entstehen Schmerzen und Beschwerden, die irgendwann nicht mehr zuordenbar sind.

Die Symptome einer CMD sind vielfältig.

Symptome bei typischen CMD-Beschwerden (Bildquelle: GZFA – Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik)

Wie kommt es zu Fehlstellungen des Kiefers?

Dies kann vielerlei Gründe haben. Bruxismus ist hierfür die Hauptursache. Wenn die Zähne durch nächtliches Pressen und Knirschen zum Beispiel abgerieben werden, kann diese Schieflage im Kiefer entstehen, die die Kiefermuskulatur versucht, auszugleichen. 

Mit welchen Symptomen kommen die Patienten zu Ihnen?

Die Patienten kommen mit vielerlei Symptomen zu mir. Das reicht von Zahnlockerungen und Zahnwanderungen über Kiefer-, Nacken- und Rückenschmerzen bis hin zu Tinnitus, Schwindel oder Schlafstörungen. Manchmal haben die Patienten bereits eine Odyssee von Arztbesuchen wie etwa bei Zahnärzten, Orthopäden, HNO-Ärzten oder Neurologen hinter sich. Sehr häufig fanden auch Behandlungen beim Osteopathen bzw. beim Physiotherapeuten statt. Doch keiner kann ihnen wirklich helfen, weil die eigentliche Ursache unerkannt bleibt. Sie liegt eben oftmals an einer anderen Stelle im Körper, zum Beispiel im Kiefer.

Wie kann das DROS-Konzept, das Sie anwenden, hierbei helfen?

Mit der DROS-Schienentherapie haben wir ein Konzept entwickelt, um erstmal herausarbeiten zu können, inwieweit der Biss federführend in diesem Komplex an Beschwerden ist. Der Kiefer ist nun einmal das höchststehende Gelenk. Ich kann mit dieser Diagnose-Technik herausfinden, inwiefern der Biss an der Kettenreaktion in der Muskulatur Schuld haben könnte und welchen Anteil er an den Beschwerden hat.

Mithilfe der DROS-Schienentherapie können CMD-Beschwerden gelindert werden. (Bildquelle: GZFA – Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik)

Wie ist der erste Schritt der DROS-Therapie?

Zunächst machen wir eine manuelle und instrumentelle Funktionsanalyse. Mit einem standardisierten Untersuchungsverfahren – eine ausführliche Untersuchung des Zusammenspiels der Zähne, der Kaumuskulatur und des Kiefergelenks – sehen wir, ob der Biss überhaupt falsch ist. Anschließend müssen wir die genaue Fehlstellung identifizieren, um die Schiefstellung des Kiefers korrigieren zu können. Und dazu braucht man dann die DROS -Schiene. 

Wie läuft die DROS Schienen-Therapie ab?

Die DROS-Schienentherapie besteht aus mehreren standardisierten Phasen. Nach der Diagnostik und der Erstanpassung der Schiene, kommen die Patienten wöchentlich zu deren Feinjustierung. Insgesamt dauert die Therapie nicht länger als sieben Wochen. Ziel ist es während dieser Phasen, den negativen Kreislauf zwischen der Fehlstellung des Kiefers und der Kaumuskulatur zu durchbrechen. Wichtig ist vor allem auch die Entspannung der hyperaktiven Gesichtsmuskulatur und die Entlastung der Gelenke. 

Gibt es irgendwelche Risiken für die Patienten?

Nein, die einzige Voraussetzung für den Einsatz der DROS-Schiene ist eine festsitzende Zahnreihe. Die Anwendung ist mit Prothesen leider nicht möglich, das ist der einzige Nachteil. Liegt keine festsitzende Zahnreihe vor, müsste man erst Implantate setzen, um zumindest mit einem Provisorium arbeiten zu können. Das dauert dann natürlich noch länger und würde noch höhere Kosten verursachen. 

Kann die DROS-Schiene eine CMD heilen?

Meine Aufgabe ist es, den Biss zu analysieren und zu korrigieren. Dies garantiert leider nicht automatisch, dass die CMD verschwindet. Jedoch kann ich dafür sorgen, dass die Kiefergelenke wieder zentriert stehen. Dieses Bindeglied in der Kette all der möglichen Ursachen einer CMD, ist dann zumindest gerade gestellt. Das ist ziemlich viel Wert, denn sehr häufig geraten die anderen Beschwerden dann tatsächlich in den Hintergrund. 

Kann man dafür nicht auch die weit verbreiteten Aufbissschienen verwenden?

Das Problem ist, dass ich mit einer Aufbissschiene keinerlei Diagnostik betreiben kann. Ein Biss, der falsch ist, bleibt auch mit der Aufbissschiene falsch. Es mag sein, dass eine richtig gemachte Aufbissschiene einen physiotherapeutischen Effekt hat – ähnlich wie bei einer Einlage für den Schuh. Die Muskulatur kommt ein wenig zur Ruhe, die Zähne werden nicht mehr so stark strapaziert und das Kiefergelenk wird entlastet. Dies mag dazu führen, dass es einem Patienten – auch ohne weitere Diagnostik – viel besser geht. Das ist jedoch nicht zu garantieren. Man kann also den Weg einer Aufbissschiene gehen, um überhaupt etwas zu tun. Aber wenn es gar nichts hilft, muss man in die Diagnose mithilfe der Funktionsanalyse und gegebenenfalls der DROS-Schienentherapie gehen. 

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Funktionstherapie und Implantologie bzw. Prothetik?

Die Therapie dient dazu, CMD-Beschwerden zu lindern und Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers aufzudecken. Die DROS-Schiene allein ist aber noch kein Therapeutikum. Es ist vielmehr ein Diagnose-Mittel, um die optimale Kiefergelenkstherapie zu bestimmen. Sie hilft uns also auch nicht weiter, wenn wir am Ende nicht in die Umsetzung gehen. Dies bedeutet konkret, notwendige Korrekturen wie Kronen oder andere prothetische Versorgungen der Zähne vorzunehmen.

Ein Behandlungszimmer der Zahnärzte Am Kaiserplatz

Eines der modernen Behandlungszimmer der Zahnärzte Am Kaiserplatz. (Bildquelle: Zahnärzte am Kaiserplatz)

Wie konkret lässt sich dadurch die Lebensqualität Ihrer Patienten steigern? 

Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus unserem Praxisalltag: Nehmen wir an, wir stellen fest, dass eine Patientin eine DROS-Schienentherapie benötigen würde. Zusätzlich hat sie einen wurzelbehandelten Zahn im Frontzahnbereich, der bereits nachdunkelt. Es hätte natürlich viel mit Lebensqualität zu tun, eine schöne Keramikkrone im selben Farbton wie die restlichen Zähne der Frontzahnreihe zu setzen. Aber eine fehlbelastete Keramikkrone geht leider kaputt, da sie dem falschen Druck nicht standhält. Ich kann es also nur richtig lösen, indem ich die Zahnreihe mithilfe der DROS-Therapie zunächst anhebe und erst anschließend die Krone setze. Vorher macht es leider keinen Sinn. 

Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten? Was würden Sie gerne ändern?

Ich würde mir weniger Bürokratie hin zu mehr Selbständigkeit wünschen. Ich beschäftige allein drei Mitarbeiterinnen, die sich einzig und allein mit der Betreuung unserer Patienten und der Kommunikation mit den Krankenversicherungen und allen anderen Erstattungsstellen auseinander setzen. Sie halten mir den Rücken frei, damit ich das tun kann, was ich eigentlich möchte – nämlich konkret meinen Beruf als Zahnarzt mit Freude ausüben. 

Unabhängig davon wünsche ich mir und freue mich darauf, unsere jahrzehntelange Erfahrung in den nächsten Jahren an unsere Kinder weiterzugeben. Natürlich bleiben meine Partnerin und ich selbst auch in der Praxis tätig. Wir wollen sie zu einer gemeinschaftlichen Praxis mit einem guten Miteinander weiter wachsen lassen. Das ist eine schöne Aufgabe und macht einfach Spaß.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Ohling

Verfasst von Sonja Zajontz
am 27. Januar 2022 unter Zahnärzte stellen sich vor.